Hinter der Almhütte steht etwas versteckt neben dem Kräuterbeet unser Steinofen. Guido, unser Koch, hat ihn vor einigen Stunden eingeheizt und trägt jetzt eine große Holzplatte mit 6 langen Brotlaiben auf der Schulter hinaus. Als er die eisenbesetzte Tür öffnet, steigen dicke weiße Qualmwolken aus dem Inneren und für einen Moment verschlucken sie ihn fast vollständig. Dafür steigen die Hitze der Holzkohle und der Geruch nach dunkler Brotkruste aus der Wolke und mit ihnen die Erkenntnis, dass Brotbacken ein richtig kraftvolles Handwerk ist. Es hat etwas Brachiales wie er mit dem Eisenschieber in die Hitze greifen und die Glut zu den Seiten schieben muss, um dem Brot Platz zu machen, und wie in das brennende Weiß hinein der tropfnasse Lappen geschoben und Asche und Kohle vom Boden gewischt werden muss. Dabei zischt und qualmt es unentwegt und je nachdem wie der Wind sich dreht, steigt der Rauch, stiebt in wildem Wechsel nach rechts und links oder bläst ihm die heiße Luft mitten ins Gesicht.

Ein Teil des Holzes rechts brennt noch nicht richtig und qualmt aus Kamin und Türöffnung weiter, die linke Hälfte ist bereit für das Brot und von gleichmäßig rotweißer Glut gesäumt. Da hinein will der Laib, nah genug und doch in gebührendem Abstand zur Glut, damit es ihm nicht die Haut verbrennt! Und Guido schiebt erst einen, dann immer mehr Laibe mit dem eisernen Brotschieber an ihren Platz, bis alle sechs liegen und backen und darauf warten, sich ausdehnen und garen zu können,  sobald die Tür sich wieder schließt und sie mit der Glut allein sind.

Er atmet durch, tritt einen Schritt zurück und steht wieder vor der Almkulisse mit bergigem Grün und hüpfenden Glocken. Jetzt ist alles getan, was er beitragen kann zum gelingen der Brote, der Rest obliegt der Hitze der Steine, dem Feuer und der Glut. Dem Beobachter bleibt die Energie dieser archaischen Handlung und der Duft, der schon unzählbaren Generationen vor uns das Wasser im Munde hat zusammen laufen lassen.